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"vincit veritas"

© Stella Rollig

Blau, Grün, Rot, Knistern und Knacken – so setzt Vincit Veritas ein. Eine ungleichmäßige Bewegung treibt Farbblöcke vertikal durchs Bild, Reminiszenz an technische Pannen der beinahe schon historischen Apparatur der Filmprojektion, an die Abfolge von Kadern mit dem Risiko, außer Takt zu geraten und so die Illusion zu brechen. Dabei ist Vincit Veritas selbst großes Kino, ein Aufglühen als Abgesang. Auf 35mm produziert, für die Leinwand geschaffen. In Bildern, deren Schwindel erregende Geschwindigkeit und Abfolge, nauseatische Farb- und Richtungswechsel das Wahrnehmungsvermögen an seine Grenze treiben, stellen reMI eine kulturtheoretische Untersuchung an. Am beginnenden 21. Jahrhundert wird der Kanon überlieferter Bilder als verbindendes Bezugssystem einer homogenen, exklusiven Bildungsgesellschaft von einer breiten, integrativen Verständigung über jeweils aktuelle Medienbilder abgelöst. An welcher Stelle der kulturellen Rezeption stehen abstrakte digitale Bildschöpfungen? Die High- vs. Low-Debatte ist eröffnet. reMI stöbern im visuellen Reservoir der europäischen Geistesgeschichte, stoppen in der Frühzeit des Buchdrucks. Im Aufblitzen von Piktogrammen und im Anklingen lateinischer Litaneien identifiziert sich die zitierte Vergangenheit als christlich-abendländische. Religiös konnotierte Zeichnungen, Totenschädel, barocke Heiligenfiguren, Schriftfragmente. Überlieferungen einer kulturellen Produktion, deren Schöpfer einer nicht zu relativierenden Wahrheit verpflichtet waren. 'S. Aug' ist an einer Stelle zu entziffern. Sankt Augustinus, vervollständigt das einschlägig konditionierte Denken selbstbewusst. Obsolete Vergewisserung eines Halts, suspekt geworden wie die Parole: Die Wahrheit siegt.